Der Ebertplatz – eine erste Zwischenbilanz

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Um es gleich vorweg zu sagen:  Ich freue mich erst einmal richtig. Es war Samstag, 14. Juli 2018, gegen 16:30 Uhr, als endlich das Wasser am Brunnen auf dem Ebertplatz wieder zu sprudeln begann. Die Sonne schien bei hochsommerlichen Temperaturen, Reggaesounds dröhnten aus den Boxen, aus einem Container konnte man sich mit dem nötigen Getränkevorrat versorgen. Die Stimmung auf dem Platz war gelöst und fröhlich. Selbst ich bin – in Erinnerung an Kindertagen – glücklich in den Brunnen gesprungen. Ja, so schön kann der Ebertplatz sein, der noch vor wenigen Monaten als Sinnbild urbaner Angsträume in der überregionalen Presse besprochen wurde.

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Angstraum Ebertplatz

Und in der Tat: Der Ebertplatz ist bzw. war ein stadtweit bekannter Brennpunkt im Bereich Drogenkriminalität. Als solcher wird er von der Polizei eingeordnet. Auch in vielen Bürgerversammlungen wurden wir mit Nachdruck auf die Probleme hingewiesen.

Deshalb war uns klar: Wir brauchen eine höhere Präsenz der Polizei und des Ordnungsamtes am Ebertplatz. Es darf nicht sein, dass ein Platz mitten in der Stadt für so massives Unwohlsein bei der Bevölkerung sorgt. Aber polizeiliche Maßnahmen oder Videoüberwachung alleine reichen nicht aus.  Der Platz muss der Bevölkerung zurückgegeben bewerten.

Deshalb hatten wir schon im November 2016 – genervt vom ewigen Hickhack, ob unter dem Platz eine Tiefgarage (ein Lieblingskind der FDP) entstehen kann bzw. soll  – Sofortmaßnahmen auf dem Ebertplatz gefordert. Viel zu viel Zeit wurde (verstärkt durch das rund eineinhalbjährige Zurückhalten der entsprechenden Machbarkeitsstudie durch die Verwaltung) mit einer Luxusdebatte über Luxusstellplätze vertan.  Schon damals forderten wir eine bessere Ausleuchtung des Platzes, den regelmäßigen Rückschnitt der Grünflächen für eine bessere Einsehbarkeit und die regelmäßige Beseitigung der Graffiti und Vandalismusspuren. Aber auch von einem gezielten kulturellen Bespielen des Platzes und möglichen Urban Gardening-Projekten war in unserem Antrag bereits die Rede.

Im Oktober 2017 sorgte der Ebertplatz für weitere traurige Schlagzeilen: Ein Mensch wurde bei einer Auseinandersetzung tödlich verletzt. Just an dem Wochenende, an dem Initiativen aus dem Viertel sich bemühten, den Platz einmal anders erlebbar zu machen: Ein Platz für Kinder und Familien, für die Menschen aus den Veedeln.

Einmal mehr wurde deutlich: Ohne Umgestaltung des Platzes geht es nicht. Die Polizei alleine kann es nicht richten. Sie badet aus, dass der Platz in den letzten Jahrzehnten schrittweise aufgegeben wurde. Erst fielen die Rolltreppen aus, dann wurde der Brunnen stillgelegt. Kleine Läden schlossen …

Was danach folgte, war zunächst ein Irrläufer der Verwaltung. Der Stadtdirektor preschte mit dem Vorschlag in die Öffentlichkeit, die westlichen Ebertplatzpassagen zuzumauern. Flux wurden den dort ansässigen Kunsträumen Kündigungen angedroht. Die Oberbürgermeisterin erklärte (wie so oft), von diesen Plänen nichts gewusst zu haben. Trotzdem blieben die Pläne und die Kündigung für einen der Kunsträume zunächst bestehen.

Unsere Vorschläge für Sofortmaßnahmen

Daraufhin haben wir – die SPD-Fraktionen in Rat und BV – Anfang Dezember 2017 einen erneuten Antrag mit einem umfangreichen Maßnahmenpakt für den Ebertplatz formuliert. Unter anderem forderten wir ein Konzept mit Sofortmaßnahmen für den Ebertplatz. Die aufsuchenden Hilfen (z.B. Sozial- und Jugendarbeit, Suchtclearing, Streetwork) sollten ausgebaut und intensiviert werden. Da aus unserer Sicht die Kultur auf dem Ebertplatz ist nicht Teil des Problems ist, sondern der Lösung für diesen Stadtraum sein kann, sollte die Verwaltung prüfen, „inwieweit der Ebertplatz auch als Veranstaltungsort  gezielt bespielt und dadurch seine Attraktivität gesteigert werden kann“. Entsprechend sollte die Verwaltung Pläne zur kulturellen Nutzung des Platzes vorlegen.

Von vielen Bürgerinnen und Bürgern aus den angrenzenden Vierteln wurde der Wunsch einer Gastronomie bzw. Büdchenbetriebs auf dem Ebertplatz geäußert. Entsprechend sollte die Verwaltung Regeln für die gastronomische Nutzung von Teilen des Ebertplatzes erarbeiten.

Das bürgerschaftliche Engagement der Anwohnerinnen und Anwohner sowie der weiteren Beteiligten und Betroffenen sollten von der Stadtverwaltung aktiv unterstützt werden. Wir forderten deshalb Formate für Bürger- und Ideenworkshops, die zugleich die vorhandene Initiativen aufzugreifen. Die Ergebnisse sollten dann in das Konzept für Sofortmaßnahmen sowie die langfristen Planungen einfließen.

Und: Die Verwaltung sollte die „Wasserkinetische Plastik“ von Wolfgang Göddertz – sprich: den Brunnen auf dem Ebertplatz – wieder in Betrieb zu nehmen. Soweit unsere Vorschläge vom Dezember 2017.

Der Ebertplatz heute

Seitdem ist viel passiert: Unter der Federführung der Verwaltung haben sich zahlreiche Arbeitsgruppen von interessierten Bürger*innen, Initiativen, Kulturträgern etc. unter dem Motto „Unser Ebertplatz“ konstituiert, die sich gemeinsam für die Verbesserung der Situation auf den Platz engagieren (Stichwort: Partizipation und Bürgerbeteiligung). So wurden die ersten Beete angelegt (Stichwort: Urban Gardening). Ein Kulturkalender füllt sich (Stichwort: kulturelles Bespielen des Platzes). Die Stadtteilkonferenz Agnesviertel/Eigelstein lädt zu Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an („Ebertplatz anders erleben“). Liegestühle mit dem Logo des Brunnens werden zum Verweilen einladen. Zudem wird bald ein Büdchen für die Verpflegung auf dem Platz sorgen.

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Und ja: Der Brunnen läuft wieder. Wer die Atmosphäre auf dem Platz einen Tag nach der Wiederinbetriebnahme beobachte, konnte sich von der Wirkung dieser Maßnahme überzeugen. Kinder spielten im Wasser, Erwachsene suchten eine Abkühlung. Tausende Fotos wurden geschossen. Menschen kamen gezielt zum Platz und verließen ihn nicht sofort fluchtartig wieder. Viele unserer Vorschläge für Sofortmaßnamen, die wir in den letzten beiden Jahren formuliert hatten, sind damit auf dem Weg.

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Wie geht es weiter?

Das kann natürlich nur ein erster Schritt sein. Es handelt sich ja – wie gesagt – um ein Zwischennutzungskonzept.  Die Umgestaltung des Ebertplatz muss weiterhin das Ziel sein.

Die Zwischennutzung des Ebertplatzes wird voraussichtlich drei Jahre – bis 2020 – dauern. Danach (so der Plan) soll der Umbau erfolgen, der sich an den Grundzügen des sog. Masterplans orientiert.

Alle Erfahrungen und Erkenntnisse, die aus der Zwischennutzung gewonnen werden, werden in die Umbaupläne einfließen. Deshalb ist eine gute Evaluation der Zwischenmaßnahmen das A und O. Was funktioniert? Was wird angenommen? Welche Wünsche haben die Anwohner*innen und Anlieger für die Umgestaltung? Soll er grüne Oase oder ein urbaner Platz sein? Ein Ort des Rückzugs und der Stille oder der Begegnung mit kleinen Konzerten und Performances? Welchen Stellenwert sollen Kunst oder Bewegungsangebote haben? Vieles ist denkbar. Aber eines es mir wichtig: Es geht mir  um einen funktionierenden Stadtplatz – nicht um eine artifizellle Fläche – von Architekten und Stadtplanern hoch gelobt, aber an den Bedürfnissen der Menschen vorbei.

Wir werden die Prozesse aufmerksam und konstruktiv begleiten. Bis es aber soweit ist, werden Sie mich öfters auf dem Platz treffen, wo ich den Brunnen genießen werde? Vielleicht sehen wir uns ja dort einmal.

Auf Wiedersehen am Ebertplatz!

Über mich

Mitglied der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt, Sachkundige Bürgerin im Liegenschaftsausschuss des Rates der Stadt Köln

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